Trauma | Definition nach ICD-10

In der Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 werden in Kapitel F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen beschrieben.

Psychische Störungen, die in diesem Kapitel der ICD-10 aufgeführt werden, haben eines gemeinsam. Es kann immer mindestens ein Ereignis identifiziert werden, dass ursächlich die Symptome ausgelöst hat. Die psychischen Störungen sind immer direkte Folge der schweren Belastung oder des kontinuierlichen Traumas und wären ohne dieses Ereignis nicht entstanden.

Belastende Ereignisse werden nach ihrem Schweregrad eingeteilt:

  • kritische Lebensereignisse
    Kritische Lebensereignisse sind einschneidende Ereignisse im Leben eines Menschen, die mit großen Veränderungen des alltäglichen Lebens verbunden sind. Das kann z.B. ein unerwarteter Arbeitsplatzverlust sein, schwere Krankheit / Unfall oder der plötzliche Tod eines nahestehenden Menschen.
  • Trauma
    Ein traumatisches Ereignis wird von jedem Menschen als extrem belastend oder katastrophal empfunden. Ein solches Ereignis zeichnet aus durch schwere Bedrohung von Leib und Leben. Auch Zeugen von extrem bedrohlichen Situationen können betroffen sein. Traumatische Situationen können Naturkatastrophen, von Menschen verursachtes schweres Unheil, Kampfhandlungen, schwere Unfälle, Folter und sexualisierte Gewalt sein.
  • Übergänge
    Biografische Übergänge sind vorhersehbare bzw. erwartete Veränderungen wie Schulwechsel, Verlassen des Elternhauses, Heirat, neuer Arbeitsplatz, Umzug oder altersbedingte Veränderungen wie körperliche Einschränkungen.

Die ICD-10 unterscheidet

  • akute Belastungsreaktion F43.0
    Die Störung wird hervorgerufen durch eine außergewöhnliche seelische oder körperliche Belastung. Symptome klingen in der Regel innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen ab.
  • posttraumatische Belastungsstörung F43.1
    Die Störung (PTBS, PTSD) wird hervorgerufen durch schwerste, katastrophale Belastungen, die bei fast jedem Menschen eine tiefe Verzweiflung auslösen würden. Symptome treten verzögern auf, d.h. sie können Wochen, Monate oder Jahre später auftreten.
  • Anpassungstörung F43.2
    Die Störung wird hervorgerufen durch eine psychosoziale Belastung von einem nicht außergewöhnlichen Ausmaß. Symptome treten innerhalb eines Monats auf.

Symptomatik

Es können eine Vielzahl an Symptomen auftreten. Der Schweregrad der Symptome hängt von verschiedenen Faktoren ab. Im Allgemeinen können auftreten:

  • Gefühle von Betäubung, innerer Leere, sozialer Rückzug, Verzweiflung, Angst, Panik, Ärger, Besorgnis, Gefühle von Überforderung, Hilflosigkeit, Aggressivität, gedrückte Stimmung, Depression
  • Anspannung, Herzklopfen, Zittern, Schlafstörungen
  • Suizidgedanken, Suizidhandlungen

Besonderes Merkmal der Posttraumatischen Belastungsstörung sind zudem

  • Flashbacks
    Wiedererinnern des traumatischen Ereignisses, als würde es in diesem Moment geschehen
  • Vermeidungsverhalten
    Orte und Situationen, die an das Trauma erinnern, werden gemieden
  • Erinnerungslücken
    Einzelne Aspekte oder das gesamte traumatische Ereignis sind nicht erinnerbar
  • Entfremdungsgefühle
    Betroffene haben das Gefühl, „nicht richtig da“ zu sein
  • Hyperarousal
    Ein erhöhtes Erregungsniveau zeigt sich durch Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit und/oder das Gefühl, „ständig auf der Hut“ zu sein

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