Eine kleine Sammlung von Zitaten der Ur-Mütter und -Väter der Gestalttherapie gibt Einblick in das Wesen der Gestalttherapie und das Menschenbild sowie die therapeutische Haltung der BegründerInnen dieses Therapieverfahrens.
Fritz Perls
„Die Vergangenheit ist vorbei, und doch tragen wir im Jetzt unseres Seins vieles aus der Vergangenheit mit uns, doch nur soweit wir unerledigte Situationen haben. Was in der Vergangenheit geschah, wurde entweder assimiliert und zu einem Teil von uns, oder wir tragen es als unerledigte Situation, als unvollendete Gestalt mit uns herum“ (1969)
„Gewahrsein ist freies Erspüren dessen, was in dir auftaucht, was du tust, fühlst oder vorhast. Sie ist ein Grundelement und eine umfassende Ganzheit. Ohne Bewusstheit gibt es keine Kenntnis einer Wahlmöglichkeit“. (1976)
„Veränderungen finden von allein statt. Wenn wir tiefer in das eindringen, was wir sind, wenn wir akzeptieren, was da ist, kommen die Veränderungen von allein. Das ist das Paradoxon der Veränderung.“
„Gestalt ist keine Technik, kein therapeutisches Schnellverfahren, sondern ein ernsthafter Weg sich selbst zu finden und zu wachsen. Wachstum ist aber ein Prozess, der Zeit braucht. Gestalttherapie erfordert eine Haltung, die nicht in zwei Monaten erworben wird, sondern ein langes ernstes Training, in dessen Zentrum die Entwicklung der Persönlichkeit steht.“
„Die Philosophie der Regeln soll uns effektive Mittel dafür liefern, das Denken mit dem Fühlen in Einklang zu bringen. Sie sind dazu gedacht, uns beim Aufdecken von Widerständen zu helfen, eine größere Bewusstheit zu fördern, kurz, den Reifungsprozess zu unterstützen.“ (1980)
„Lose your mind and come to your senses.“
Gestalt-Gebet
„Ich tu das Meine; und du tust das Deine.
Ich bin nicht auf dieser Welt, um nach deinen Erwartungen zu entsprechen.
Und du bist nicht auf dieser Welt, um meinen Erwartungen zu entsprechen.
Du bist du, und ich bin ich, und wenn wir uns zufällig finden, – wunderbar.
Wenn nicht, ist das nicht zu ändern.“ (1969)
Laura Perls
„Was immer existiert, ist hier und jetzt. Die Vergangenheit ist gegenwärtig als Erinnerung, Nostalgie, Bedauern, Ressentiment, Phantasie, Legende, Geschichte. Die Zukunft existiert in der aktuellen Gegenwart als Vorwegnahme, Planung, Probehandeln, Erwartung, Hoffnung oder Furcht und Verzweiflung.“
„Für mich ist es wichtig, keine therapeutische Rolle zu spielen, sondern dem Klienten so zu begegnen, wie ich im Augenblick bin: mich mit meinem Hintergrund, mit allem, was mir an Erfahrung, Wissen und Geschick zur Verfügung steht, in der gegebenen Situation in den Dienst des Dialoges, der Begegnung zu stellen.“
Miriam und Erving Polster
„Wohlwollen und Achtung der Therapeutinnen und Therapeuten sind es, die es den Klientinnen und Klienten in der Gestalttherapie ermöglichen, sich angstfrei zu öffnen und so neue und bereichernde Erfahrungen zu machen.“
„Der Gestalttherapeut ist in Bewusstheit und Interaktion ein menschliches Wesen. Für ihn gibt es kein reines Patiententum. Es gibt nur den Menschen in Beziehung zu seiner sozialen Umwelt, der sich zu entwickeln versucht, indem er alle Aspekte seines Selbst integriert.“
Bruno-Paul De Roeck
„In der Gestalttherapie unterscheidet man nicht zwischen Gesunden und anderen Kranken. Gestalttherapie, oder einfach nur „Gestalt“, ist vielmehr eine Lebenseinstellung, die praktische Konsequenzen hat. Es geht um dich und mich und um unsere Erfahrung hier und jetzt. Wachstum ist hier das richtigere Wort als Therapie. Wachstum: spontaner, lebendiger und glücklicher sein. Deinen eigenen Kern mehr wertschätzen. Halberledigtes vollenden und neue Schritte wagen.“
„Elefanten versuchen nicht Giraffen oder Schwalben zu werden, Radieschen versuchen nicht Rote Beete zu werden. Aber wir versuchen zu sein, was wir nicht sind. Wir ersticken in Idealen, die unerreichbar sind oder die nur auf unsere eigenen Kosten erreicht werden können. Wir gehen auf Zehenspitzen, um nur ja nirgendwo anzustoßen, und werden schließlich ärgerlich auf unsere Zehen, wenn sie uns weh tun.“
„Ein gesunder Mensch ist für mich jemand, der guten Kontakt zur Realität hat: zu der großen und der kleinen Welt um ihn herum und in ihm selbst. Ich selbst sehe mich genau dazwischen: zwischen gesund und krank sein. Manchmal neige ich mehr nach links, manchmal mehr nach rechts. So geht es wohl den meisten Menschen, denke ich.“
„Von der Psychotherapie erwartet man, dass sie Menschen anpasst und sie wieder in das gesellschaftliche Joch einspannt. Gestalt versucht, angepasste Menschen, die in ihrem Joch nicht zufrieden sind, wieder auf eigene freie Füße zu stellen.“
Barry Stevens
„Don’t push the river. It flows by itself.”