Das Erleben sexualisierter Gewalt verändert alles. Nichts ist mehr so, wie es war.
Leben nach sexuellem Missbrauch beschreiben Betroffene unter anderem so:
„Es ist als wäre ich in einem Gefängnis. Es ist dunkel und kalt und ich bin ganz allein und ich weiß keinen Weg heraus. Ich bin schon so lange da drin. Ich weiß gar nicht mehr, wie die Welt da draußen aussieht.“
„Es ist, als steckte ich bis zum Hals in einem Sumpf. Ich will nur weg. Aber was ich auch tu, es hält mich fest und droht, mich runterzuziehen und zu verschlingen. Manchmal kriege ich keine Luft mehr.“
„Es ist, als wäre da etwas in mir, dass mich zu zerreißen droht. In Abermillionen kleiner Stücke. Und dann höre ich einfach auf, zu existieren.“
„Es klebt an mir. Wie Dreck. Ekliger, schleimiger Dreck. Und ich schrubbe und schrubbe und krieg’s nicht ab.“
„Da ist ein Monster in mir. Das muss ich verstecken. Wenn andere das sehen würden, würden sie vor Entsetzen schreiend davon laufen. Dann würden sie sehen wie schlecht und eklig ich in Wirklichkeit bin und niemand wollte dann mehr etwas mit mir zu tun haben.“
„Es ist die Angst. Ich bin dann wie paralysiert. Außen wie tot und innen explodiert es und niemand sieht es.“
„Es tut so weh. Ich ersticke daran.“
„Das Schlimmste ist der Ekel. Es ist so widerlich. Ich muss dauernd würgen.“
„Ich bin manchmal so wütend. Und ich weiß dann nicht, wohin mit meiner Wut. Ich kann sie doch nicht an anderen auslassen. Die können doch nichts dafür. Die Wut bringt mich noch um.“
„Nachts, in meinen Alpträumen, sehe ich Schlachtfelder voller Leichen. Ich schreie und schreie und niemand hört mich.“
„Manchmal glaube ich, ich werd verrückt.“
„Es ist die Hölle.“
(Die Namen der hier zitierten Betroffenen sind der Autorin bekannt.)
Dieser Hölle zu entkommen, kann mit guter psychotherapeutischer Unterstützung gelingen.
Mit großer Achtsamkeit müssen die Betroffenen darin begleitet werden, ein Gefühl von Sicherheit (zurück) zu erlangen.
Als Kinder oder Jugendliche mussten sie lernen, dass die Welt ein unsicherer Ort voller Gefahren und voll von Schmerz ist.
Es braucht Zeit und ein verlässliches Gegenüber, Vertrauen (neu) zu lernen. Vertrauen in andere, aber vor allem in sich selbst.
Als Kinder waren sie brutaler Willkür anderer ausgesetzt.
Als Erwachsene müssen sie lernen, dass sie das Recht haben, über sich und den eigenen Körper selbst zu bestimmen und sie müssen lernen, wie das geht.
Die Wunden der Vergangenheit müssen behutsam versorgt werden, damit sie allmählich heilen können.
Mit geeigneter Psychotherapie kann das gelingen.
In den 80iger Jahren habe ich mich mit sexuellen Missbrauch intensiv auseinander gesetzt und ich war wuetend – die Wut steigt wieder hoch in mir fuer alle Kinder und Frauen die so etwas erleben mussten. Eine unmaechtige WUT…..
Die Aussagen treffen genau das und noch so viel mehr… und das Schlimme an diesen ganzen Gefühlen ist es noch nicht einmal sie zu fühlen, zu durchleben, sondern sie nie im Leben weg zu bekommen. Immer wenn ich denke, es geht jetzt, jetzt kannst du mal durchatmen…kommen sie mit geballter Kraft zurück und fördern immmer mehr Symptome hervor, die niemand je für möglich gehalten hätte, mit immer mehr Erinnerungen „im Schlepptau“, die doch keiner zu einem normalen Leben benötigt…völlig egal, wie lange der Missbrauch her ist…Dreck, der nie weg geht!
Seelische Verletzungen brauchen, wie alle Wunden, eine gute Versorgung, damit sie heilen können.
Mit geeigneter Behandlung ist Heilung möglich.
So viel Leid. Tröstlich zu wissen, daß es Menschen gibt, die heilen helfen.
Das Leben danach ist wirklich die Hölle. Nur das Lesen dieses Beitrages löst schon wieder diesen Schmerz aus! Ob man das Gefühl irgendwann nicht mehr so empfindet? Die Wut kenne ich nur zu gut!
Obwohl es so scheinen kann, als würde es nie anders werden, können alte Wunden zu heilen beginnen.
Es ist möglich.