Gestalttherapie | Gestalt-Konzepte

Gestalttherapie ist ein erprobtes Psychotherapieverfahren und wird heute als die bedeutendste Richtung der Humanistischen Psychologie betrachtet.
Gestalttherapie gehört nicht zu den Richtlinienverfahren der gesetzlichen Krankenkassen. In Deutschland werden die Kosten für Gestalttherapie deshalb nicht von den Krankenkassen übernommen. Im europäischen Ausland ist Gestalttherapie fester Bestandteil der psychotherapeutischen Versorgung und wird von den Krankenkassen bezahlt.

Gestaltpsychologie

Die Gestaltpsychologie beschäftigt sich mit Wahrnehmung.
Die Grundannahme lautet, dass menschliche Wahrnehmung eingebettet ist in eine Struktur aus Vorerfahrungen und Lebensumständen. Objekte der Umgebung passieren innere Filter und werden auf ganz subjektive Weise abgebildet. Die Gestaltpsychologie untersucht, wie Menschen erleben und wahrnehmen.

Gestalt-Ansatz

Gestalttherapie basiert auf verschiedenen Grundannahmen, die beschreiben, wie Wahrnehmung, Lebenserfahrungen und Umfeld eines Menschen sich gegenseitig beeinflussen. Zu den gestalttherapeutischen Grundannahmen gehören das Prinzip der Ganzheitlichkeit, das Hier-und-Jetzt-Prinzip, das Prinzip der Selbstregulation, das Prinzip der Selbstverantwortung, das Figur-Grund-Prinzip, Awareness, unfinished business, u.a.

Prinzip der Ganzheitlichkeit

Körper, Seele und Geist sind eine Einheit, deren „Teile“ nicht isoliert voneinander betrachtet, sondern in ihrem Zusammenwirken gesehen werden. Das soziale Umfeld, in dem ein Mensch lebt, gehört ebenfalls zur ganzheitlichen Betrachtung und wird berücksichtigt.

Hier-und-Jetzt-Prinzip

Unmittelbar erlebbar ist nur die Gegenwart. Nur in diesem Augenblick – Hier und Jetzt – kann Veränderung stattfinden.

Awareness

Das Prinzip der inneren Achtsamkeit steht für „sich etwas bewusst machen“, „sich gewahr sein“, „etwas bemerken“, „etwas erkennen“ und „sich für etwas öffnen und bewusst Aufmerksamkeit schenken“.

Prinzip der Selbstregulation

Jeder Organismus strebt danach, im Gleichgewicht zu sein. Fehlt etwas, so entsteht ein Bedürfnis nach dem Fehlenden.

Prinzip der Selbstverantwortung

Es kann Einfluss genommen werden. Menschen tragen das, was für Selbstverwirklichung, für emotionales, körperliches und soziales Gleichgewicht nötigt ist, bereits in sich.

Figur-Grund-Prinzip

Die menschliche Wahrnehmung ordnet in Figur und Grund bzw. in Vordergrund und Hintergrund.
Die „Figur“ ist dabei  das, was sich als möglichst begrenzter und geordneter Bereich von einem ungeordneten Hintergrund abgebt und sichtbar wird.

Was sehen Sie?
Sehen Sie eine Vase oder zwei Gesichter im Profil oder beides im Wechsel?

Gestaltgesetze
Wahrnehmungsgesetze
Wahrnehmungsgesetze

Lücken versucht das Gehirn auszugleichen, indem Linien sinnvoll ergänzt werden.

Offene und geschlossenen Gestalten

In der Gestalttherapie wird von „offenen Gestalten“ und „geschlossenen Gestalten“ gesprochen.
Eine „Gestalt“ ist „offen“, wenn noch etwas fehlt, noch etwas erledigt werden muss, damit es einem Menschen gut gehen kann.

Stellen Sie sich einen Menschen vor, der seit einiger Zeit konzentriert mit etwas beschäftigt ist.
Irgendwann schiebt sich etwas in sein Bewusstsein. Es beginnt sich eine „Figur“ vom „Grund“ abzuheben. Er erkennt ein Bedürfnis, z.B. Hunger. Zunächst schiebt er dieses Bedürfnis beiseite, denn er möchte mit seiner Arbeit weitermachen.
Als nächstes wird ihm deutlich, worauf er Appetit hat, z.B. ein Apfel. Es wird immer schwieriger, das Bedürfnis zu ignorieren. Eine „offene Gestalt“ stört ihn bei der Fortführung der Arbeit.
Schließlich geht er in die Küche, bereitet einen Apfel zu und isst ihn mit Genuss.
Das Bedürfnis ist befriedigt und tritt in den Hintergrund. Die „Gestalt ist geschlossen“. Er kann sich jetzt wieder mit voller Aufmerksamkeit seiner Arbeit widmen.

Wenn etwas schmerzhaft oder angstbesetzt ist, scheuen sich Menschen davor, genau hinzusehen und Erlebtes bewusst zu verarbeiten. Belastende Gefühle, Gedanken, Körperempfindungen und Sinneswahrnehmungen können verdrängt werden. Überwältigende Erlebensqualitäten während einer Traumatisierung werden dissoziiert. Beides dient als Schutz vor einem „Zuviel“, das mit den vorhandenen Ressourcen im Moment des Erlebens psychisch nicht bewältigt werden kann.
Unerledigtes drängt aber darauf, erledigt zu werden. „Offene Gestalten“, auch „unfinished business“ genannt, stören den Menschen dabei, persönliche Fähigkeiten und Potentiale zu entfalten, selbstbestimmt bestmögliche Entscheidungen zu treffen und sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten.
Eine „Gestalt“ ist „geschlossen“, wenn Unangenehmes, dass stört und behindert, verarbeitet und somit erledigt ist.

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